"Ich bin ein Menschenmaler"
Die Weltbilder des Künstlers Oreste
Nach New York ! Nachdem Du in Gillenbeuren angekommen warst, hattest Du in den Folgejahren die erwähnten verschiedenen Werkblöcke mehrfach ausgestellt. Da kam es zu einer Begegnung - ja, der "Dritten Art", würdest Du das im Nachhinein so nennen? Du lerntest eine amerikanische Künstlerin kennen, und dadurch hat sich Dein Leben, haben sich Deine Koordinaten verändert.
Ja ! Das war im Januar 2001. Damals hat eine Cousine von mir eine Amerikanerin mit zu uns nach Hause gebracht. Maria Driscoll McMahon. Und dann stellte sich heraus, das sie Künstlerin und Kuratorin ist. Und dann haben wir hier eine Nacht und bis in den Morgen bei viel Rotwein und vielen Gesprächen und vielen Zigaretten hier gesessen und haben über alle diese Dinge gesprochen.
Am anderen Morgen haben wir dann verabredet - ich muss sagen, zu diesem Zeitpunkt war sie schon eine Freundin, die Amerikanerin, dass wir hier bei uns Ausstellungen mit ihr organisieren, und das sie für uns in den USA Ausstellungen organisiert. Und dann ging alles sehr schnell los.
Wir hatten zunächst in Waverly, Staat New York, im Juni 2001 eine Ausstellung, dann mit Maria schon im Oktober 2001 im Schloss Augustusburg zu Brühl eine Ausstellung. Praktisch zeitgleich lief in der George Waters Gallery im Elmira College in den USA wiederum eine Ausstellung von uns und so ging das immer weiter.
Daraus hat sich eine enge Zusammenarbeit entwickelt. Wir haben schon im Oktober 2001 eine gemeinsame Künstlergruppe gegründet, die sich "BANDE" nennt, die inzwischen neben Maria, Dorothea und mir noch weitere Mitglieder hat.
Insgesamt hatte ich bisher sechs Ausstellungen in den USA, nördlich von New York City. Was irgendwie auch einen Kulturschock für mich bedeutet. Die Stadt New York ist die einzige Großstadt, die ich wirklich mag. Und das, obwohl ich aus Köln komme !
Auf der anderen Seite haben die Ausstellungen zum größten Teil im Hinterland von New York City stattgefunden. In Ithaca, in Almira, in Lockwood und in Waverly. Nach dem 11.9.2001 hatten die Ausstellungen eigentlich im wesentlichen die Auseinandersetzungen mit der Bush-Administration zum Thema.
Welchen Ansatz hast Du bei dieser Auseinandersetzung gewählt ?
Der 11.9.2001: Ein Freund von mir hat mich an diesem Tag angerufen und gefragt: "Hast Du schon New York im Fernsehen gesehen?" Zuerst dachte ich, jetzt bin ich weltberühmt ... Ich fragte ihn: "Welchen Sender soll ich wählen ?" Er antwortete, "das ist egal, schalt' irgendeinen an." Als ich den Fernseher anstellte, flog gerade das zweite Flugzeug in den zweiten Tower des World Trade Centers. Ich habe das als eine persönliche Beleidigung empfunden. Mein erster New York-Aufenthalt, kurz vor dem 11.9.2001 hat mich so glücklich gemacht. Ich war danach so heiter, was normalerweise nicht meine Art ist.
Das ist alles damit zusammengekracht. Ich war sehr entsetzt. Und dann habe ich doch mit großer Sorge die politische Entwicklung danach verfolgt. Die New Yorker selbst haben gesagt: "No revenge !", also: "Keine Rache !" Aber die Administration hat die Terroranschläge vom 9. September natürlich dafür benutzt um ihre eigene Suppe zu kochen, und daraus die bekannten Dinge wie den Afghanistan-Krieg und den Irak-Krieg zu beginnen.
Was ich festgestellt habe, als ich danach meine erste Ausstellung in den USA hatte, im Staate New York wie bei allen anderen Amerika-Ausstellungen zuvor, haben die Leute gesagt: "Lasst uns nicht alleine !", "Wir sind hier einer Regierung ausgesetzt, von der wir nicht wissen, was sie eigentlich will. Bitte, bitte kommt wieder. Wir brauchen Euch !"
In Deiner Kunst hast Du zunächst die Katastrophe und die unmittelbare Reaktion der Bevölkerung dargestellt ?
Ja, ich habe Bilder über die Twin Towers gemacht, Leute, die während der Katastrophe auf der Straße stehen. Über Feuerwehrleute, die ihre Arbeit tun - was mich auch deshalb sehr bewegt hat, weil ich Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr hier in Gillenbeuren bin - das klingt jetzt sicher ein bisschen überheblich.
Danach ging es immer mehr auf eine politische Ebene. Um das, was in den USA passiert ist in der Zwischenzeit: Die Verschärfung der Gesetze, die Rechtlosigkeit der Menschen in den USA im Zweifelsfalle.
Wie lange hat Dich dieses Thema beschäftigt ?
Eigentlich immer noch, bis heute. Obwohl ich Mitte 2003 gesagt habe: Ich habe von George W. Bush die Schnauze voll ! Ich kann mich nicht nur damit beschäftigen, das laugt mich aus. Ich muss ein neues Thema finden ...
"In Memoriam Walter Benjamin" (Ausschnitt Diptychon)
"11. September"
"Staten Island Ferry"
"Jesse"
"Do you have some change?"
"USA Triptychon"
"Quo vadis ?"
"Who the fuck is Jasper Johns ?"
Kapitel 6
. . . in dem Oreste am Ende einer langen Nacht über den Atlantik fliegt und der 11.9.2001 alles verändert.
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Kapitel 6
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